Je tiefer Du in das Pole-Sport-Training eintauchst, desto wahrscheinlicher ist es, dass Du irgendwann auf das Thema Wettkämpfe stößt. Die Frage, die sich dann stellt, ist: Sind Pole-Wettkämpfe etwas für Dich?
Ich bin der Meinung, dass jeder sich mal an einem Wettkampf versuchen kann, aber das bedeutet nicht, dass Wettkämpfe für jeden geeignet sind – und das hat nichts mit den technischen Fähigkeiten zu tun. Vielmehr spielen hier Faktoren wie mentaler Druck, Selbstanspruch und die Motivation, die dahintersteckt, eine entscheidende Rolle.
2018 ist meine Pole-Gruppe zur deutschen Meisterschaft gefahren, und ich sagte damals: "Niemals werde ich an einem Wettkampf teilnehmen! Ich mache Pole, weil es mir Spaß macht, und ich will nicht, dass dieser Spaß durch Druck verloren geht." Nun ja, sag niemals nie, wie man so schön sagt. Damals war ich einfach nicht in der richtigen Lebensphase für Leistungssport.
Über die Jahre hat sich meine Einstellung jedoch komplett verändert. Ich habe angefangen, Halbmarathons zu laufen und jedes Jahr versucht, meine eigene Bestleistung zu übertreffen – und das Gleiche gilt inzwischen auch für den Pole-Sport. Während der Corona-Zeit habe ich meine Übergänge perfektioniert. Zwar blieb ich auf dem gleichen Level, was die Figuren betrifft, aber ich habe an Technik und Präzision gefeilt.
Dann kam das Gefühl des „FOMO“ (Fear of Missing Out), als meine Pole-Gruppe wieder auf einen Wettkampf ging und ich nicht teilnehmen konnte, weil ich an diesem Tag schon verplant war. Aus diesem Gefühl heraus habe ich mich dann bei der PSO (Pole Sport Organization) in der Schweiz angemeldet – und ich hatte so viel Spaß beim Erstellen meiner Choreografie und beim Training, dass ich es richtig lieben gelernt habe.
Natürlich war mein erster Wettkampf von den Bedingungen her suboptimal. Es waren an dem Tag 36 Grad, ich bin nur gerutscht – selbst meine „Safety-Figuren“ haben nicht gehalten. Ich habe nach meinem Auftritt so geweint, weil ich so viel Mühe reingesteckt hatte und nur 30 % meiner Leistung zeigen konnte. Aber ich habe nicht aufgegeben. Irgendwie wusste ich, dass ich mehr Wettkampferfahrungen sammeln muss – nicht, um etwas zu gewinnen, sondern um meine harte Arbeit zu zeigen und zu perfektionieren. Vor allem wird man durch die Vorbereitung auf einen Wettkampf immer stärker und man wächst über sich selbst hinaus.
Was Du vor Deinem ersten Pole-Wettkampf wissen solltest
Da ich Dir gerne meine Erkenntnisse weitergeben möchte, bekommst Du hier einen Überblick über Pole-Wettkämpfe und was Du dabei beachten solltest:
Wettkampfarten und Level
Pole-Dance-Wettbewerbe bieten oft verschiedene Kategorien und Level an, um Poler(inas) auf jedem Erfahrungsniveau die Teilnahme zu ermöglichen. Es ist wichtig, dass Du Dir die verschiedenen Optionen genau anschaust und diejenige auswählst, die am besten zu Deinen Fähigkeiten passt. Berücksichtige dabei Deine Technik, Kraft, Flexibilität sowie Deine Erfahrung mit Wettbewerben.
Bewerbungsvideos und Regelwerke
Bei manchen Wettkämpfen musst Du ein Bewerbervideo einreichen, um Dein Level einschätzen zu lassen. Andere Wettkämpfe arbeiten mit Regelwerken, in denen genau steht, welche Figuren erlaubt oder verboten sind. So kannst Du selbst einschätzen, auf welchem Level Du antrittst.
Ein wichtiger Tipp: Achte darauf, ob Du Zugang zu den Bewertungsbögen bekommst. So siehst Du, worauf die Judges achten und wie Punkte vergeben werden.
Technik vs. Artistik
Nicht jeder Wettkampf bewertet die gleichen Aspekte. Ich habe zum Beispiel eine technisch saubere Choreografie bei einem artistischen Wettkampf präsentiert und weniger Punkte bekommen, weil ich keine Storyline und kein Konzept hatte. Jetzt achte ich immer darauf, welche Bewertungskriterien im Vordergrund stehen: Technik und Ausführung oder künstlerische Interpretation und Storytelling.
4. Die verschiedenen Wettkampforganisationen
In der Pole-Welt gibt es verschiedene Organisationen, die unterschiedliche Wettkämpfe mit unterschiedlichen Regelwerken ausrichten. Dazu gehören:
Vielleicht hat Pole-Dance deshalb noch nicht den Sprung zu den Olympischen Spielen geschafft, da es so viele verschiedene Organisationen und Regeln gibt. Manche Wettkämpfe verwenden Messingstangen, andere Chrom- oder Edelstahlstangen. Auch gewisse Griphilfsmittel sind manchmal erlaubt und manchmal verboten. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Regelwerk im Vorfeld genau zu studieren, um Dich optimal vorzubereiten. 🙉
5. Die verschiedenen Kategorien
Es gibt viele verschiedene Wettkampfkategorien. Hier ein paar Beispiele:
Pole Sport/Championship: Fokus auf Technik und Präzision, ähnlich wie im Turnen.
Exotic/Heels: Für alle, die es lieben, in Heels zu tanzen, inklusive Floorwork.
Drama & Artistic: Hier liegt der Fokus auf Storytelling und künstlerischer Interpretation.
weitere Kategroien
6. Kreative Vorbereitung
Überleg Dir genau, welche Geschichte Du mit Deiner Choreografie erzählen möchtest oder welche Emotionen Du vermitteln willst. Ein starkes Konzept hilft, Deine Performance hervorzuheben und sie unvergesslich zu machen. Hol Dir Feedback von Pole-Buddies, Trainer*innen oder nutze Privatstunden, um an spezifischen Tricks oder Übergängen zu feilen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im ständigen Üben – Repetition is Queen.
7. Der finanzielle Aspekt
Pole-Wettkämpfe können teuer werden: Anmeldegebühren, Anreise, Übernachtung, Verpflegung, Outfit, Requisiten, Fotos und Videos... Kalkuliere diese Kosten im Vorfeld, damit es keine bösen Überraschungen gibt.
Es gibt mittlerweile sogar Online-Wettkämpfe, wie zum Beispiel bei der PSO. Du kannst ein Video einreichen und bekommst von Online-Judges Feedback. Das ist perfekt für alle, die Lampenfieber haben oder einfach mal ausprobieren wollen, wie es ist, eine Choreografie zu erstellen und abzuliefern – ohne Publikum und ohne den üblichen Druck.
Abschließend: Mein Tipp für Dich - Gehe das Thema mit Spaß an! Manche Menschen blühen im Leistungssport auf und sind extrem ehrgeizig – und das ist vollkommen in Ordnung. Andere machen Pole-Sport einfach, weil sie Spaß daran haben. Beide Herangehensweisen sind völlig okay. Du musst nur darauf achten, dass Du Dich selbst nicht verlierst oder Dich in eine Rolle drängen lässt, die nicht zu Dir passt. :)
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